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Eine Beziehungsweise. Rufe der Waldkäuzchen. 2021
Faserzement, Mineralfarbe
175 x 305 x 150cm

Hermance (CH) 2021

Die Unterscheidung zwischen zeitbasierten Medien und nichtzeitbasierten Medien, also solchen, die in der Gleichzeitigkeit beheimatet sind wie Malerei oder klassische Skulptur, machte 1766 Gotthold Ephraim Lessing in seiner Schrift Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie.

Zeitbasierte Medien führen den Betrachter durch die Handlung in einem zeitlichen Nacheinander. Hierzu werden Musik, Film, Literatur und Theater gezählt. Meistens sitzt der Betrachter ruhig und schaut oder hört zu.

In den sogenannten gleichzeitigen Medien wie Malerei oder klassische Skulptur liegt der gesamte Inhalt gleichwertig offen und es ist am Betrachter, seinen Körper und seinen Blick – oder sein Gehör – in Bewegung zu setzen, um die Werke in ihrer Komplexität zeitlich erleben zu können.

Die Arbeit Eine Beziehungsweise. Rufe der Waldkäuzchen bezieht sich auf Klänge, die längst verklungen sind. Durch das Einfrieren dieser Klänge und durch das räumlich neu in Beziehung-Setzens dieser Klangaufzeichnungen entsteht eine klassische Skulptur im Sinne Lessings, die einen Klangkörper zeigt, der erst in der aktiven Wahrnehmung des Betrachters erneut zum Leben erweckt werden kann. Man kann zwar die Laute nicht mehr hören, aber optisch kann in der bewegten Wahrnehmung ein räumliches Ereignis entstehen, das – vielleicht – von den Waldkäuzchen-Rufen erzählt.

 

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